Über mich
1973-1981
Landschaftsmalerei und abstrakte Arbeiten, einige Ausstellungen, u.a. Atelier in der Bildgasse, Hötting, 1977; Galerie KuKuK, Schwaz, 1979; Grillhof, Vill, 1980; Galerie F&F, Innsbruck, 1980.
1981 ließ ich das Malen bleiben; ich war mit dem Zeichenblock und den Farben zu Ostern nach Aix-en-Provence gefahren und verbrachte die Zeit mit Lesen (Kafka, Wilhelm Reich);
eine kleine Cézanne-Ausstellung bestärkte mich in der plötzlich gefaßten, schier über mich gekommenen Auffassung, daß es für mich da nichts mehr zu tun gebe.
Nach dem Motto "Man kann sich nicht um alles kümmern" widmete ich mich von da an ausschließlich dem Schreiben.
1995 habe ich wieder mit dem Malen angefangen.
Ich stand wegen eines Holzschutzmittels in der seither aufgelassenen Farbenhandlung Schladeck in der Museumstraße, wo ich schon früher immer eingekauft hatte, der Duft der Ölfarben stieg mir in die Nase,
und plötzlich wußte ich: Ich wollte es noch einmal genauer wissen.
Über Kunst
Ich male meistens Gegend. Mit Wiese, Berg und Baum, ein Himmel, verschiedenst blau, manchmal bewölkt, im oberen Bildteil. In der Gegend allfällige Häuser, Wegweiser, Zäune, Masten, dann und wann ein Mensch.
Möglichst genau, das heißt, man ist ja jederzeit damit beschäftigt, den Grad der notwendigen Stilisierung abzuschätzen und mit den eigenen Fähigkeiten, Gewohnheiten und stilistischen Vorstellungen in Einklang zu bringen.
Das geschieht in Zwiesprache mit der Vorlage, meist ein Foto. Das deshalb, weil so der Augenblick zunächst am besten eingefangen und dann in aller Ruhe haltbarer gemacht werden kann.
Denn darum geht es doch: den Augenblick einfangen und wenigstens eine zeitlang festhalten. Deshalb sorgt man sich auch um die Haltbarkeit der Leinwand, die Farbechtheit der Ölfarben etc.
Kunst, das heißt: sich ein Bild von der Welt machen, ein Stück dieser Welt herzeigen, wie man es so noch nicht gesehen hat. Zunächst landen wir damit im Diesseits des Materials,
bei Farbe und Form, beim Sicht- und Tastbaren. Doch dabei kann niemand es auf Dauer bewenden lassen, provoziert Kunst doch,
ob sie will oder nicht, ein Suchen nach dem, was hinter dem Bild steht: ein höherer oder tieferer, jedenfalls ein Sinn, eine Bedeutung.
Das Bild ist immer das Bild von etwas, und wenn es (wie in der Moderne geschehen) von sich behauptet, nur Bild an und für sich sein zu wollen, so landen wir damit gerade erst bei der Frage nach der Transzendenz.
Was sehen wir denn, wenn wir ein Bild betrachten? Das ist eine weitreichende Frage. Nie wird man mit der Antwort fertig.
Denn es bleibt nicht bei der oberflächlichen Wirklichkeit des Bildes, die wir zuerst erblicken – immer zieht es die Augen,
das heißt den Geist weiter hinein, in ein Dahinter: wie male ich ein Bild, das mir nahelegt, es gebe dort, in diesem Dahinter, tiefe,
vielleicht unerkennbare Geheimnisse, aber ohne daß ich je etwas anderes als die sichtbare Welt darstelle?
Das nicht endenwollende Abenteuer, die uns umgebende Welt mit den Mitteln der Malerei zu erforschen, läßt sich kaum auf eine Formel bringen, ohne allzu sehr zu vereinfachen.
Könnte man es sagen, müßte man es nicht malen (es wäre weniger Mühe). Den Zauber eines Augenblicks festzuhalten, Momente des Lebens in ihrer Vergänglichkeit eben dieser Vergänglichkeit zu entreißen.
Alle wollen sie an die Grenzen der Kunst vor- und darüber hinausstoßen. Dadurch gibt es in der Mitte plötzlich sehr viel Platz. Dort mache ich es mir bequem.
Wie mag es heute gelingen, dem etwas altmodischen (manchmal geradezu diskreditierten) Begriff der Schönheit auf eine zeitgenössische Weise Geltung zu verschaffen, zu realisieren?
Denn das Empfinden für Schönheit ist im Menschen gleich wie zu allen Zeiten: angesichts einer Landschaft, einer Abendstimmung … wir stehen irgendwo, vielleicht im Gebirge,
die Sonne geht unter, der ganze Himmel, ja die ganze Welt um uns spielt das ewige und doch niemals gleiche Drama des schwindenden Tageslichts für uns. Wir empfinden dieses Drama,
uns fehlen die Worte, und gleich darauf wird es dunkel und alles ist vorbei. Wir warten auf den nächsten Tag mit seinem neuen Licht.
In der Malerei kann es gelingen, solchen Augenblicken Dauer zu verleihen.
Wieso der Begriff der Schönheit heutzutage für die ältere Kunst reserviert bleibt, ist ein Rätsel. Kunst kann und darf heute alles, alle Grenzen überschreiten,
bloß "schön" sollte sie lieber nicht sein, zumindest sagt das nie jemand. Heutzutage hat man eine "Position".
Schönheit wird zu allen Zeiten und von allen Künstlern auf verschiedene Weise angestrebt oder sogar erreicht – wir müssen keine Angst haben,
mit den Älteren verwechselt zu werden, selbst wenn wir sie kopieren sollten. Kunst ist, ob sie will oder nicht, immer von heute. Und morgen wird sie immer von gestern sein. So what?
Wo finde ich die Schönheit? Wann hat der Blick in eine Gegend, auf eine Stadt, ein Feld das gewisse Etwas, das man sehr vereinfacht als "malerisch" charakterisiert?
Da setzt dann die Arbeit des Malers an. Mir geht es darum, Blicke und Stimmungen zu finden, niemals zu "komponieren" im Sinne von Weglassen, Arrangement,
Neuzusammensetzen der vorgefundenen Wirklichkeit. Ich meine, gerade in dem Verkehrsschild, das sich vor alte Hausfassaden gestellt hat, gerade in dem schiefen Strommasten vor einer
Kulisse aus Wald und Berg, in dem Auto, das sich verbotenerweise in eine Altstadtgasse verirrt hat, finde ich eine eigene, unverwechselbare und ganz und gar zeitgenössische Schönheit …
"Jedes Ding, das simpelste und leblose noch, bleibt ein Mysterium. Und wirklich ist der fromme Realist der eigentiche Mystiker."
(Rudolf Wacker, Tagebuch, 28.10.1928)
"Die Malerei! Du kannst Dir nicht vorstellen, mein Junge, wie verzwickt das ist, vielleiht sogar unmöglich! Ja, ich habe oft gedacht, sie könnte eine Täuschung sein, wie im übrigen alles andere! Wer weiß? …
Kurzum! Auf zwei Dinge kommt es beim Malen an: dem, was man malt, ein Wesen zu geben … Der Zierat, wenn du so willst … Und dann die Handwerkskunst! Denn man benötigt Handwerkskunst!
Ach, die Handwerkskunst! So stell dir zum Beispiel vor, du bist in einem Garten. Ja … In diesem Garten gibt es Blumen, Blumen in Hülle und Fülle und von verschiedener Farbe,
eine schöner als die andere, schätze ich. Nun, wahrscheinlich. Nun, wahrscheinlich wirst du dir etwas Unharmonisches vorstellen. Tatsächlich ist es aber keineswegs so. In der Natur ist die Schönheit überall.
Die Natur schert sich nicht um Theorien! Und ich werde dir auch erklären, weshalb. Die Natur oder, wenn du es so bevorzugst, das Licht, geht
… wie soll ich sagen? … chemisch zu Werke. Nein, nicht chemisch … es ist einerlei. Aus sich selbst heraus, und ohne daß sie ein empfindsames Auge hätte,
bringt sie schonungsvoll in unsichtbaren Nuancen den Übergang von einem Ton zum anderen hervor … Nun, es ist dieser unsichtbare Übergang, den der Maler sehen und auf der
Leinwand nachbilden muß, um annähernde und unverzichtbare Harmonie zu erreichen. Dies vermag er jedoch nicht, wenn er den Ton spaltet … Ja, aber da hast du's … Teufel noch mal! Und die Schule hat davon keinen blassen Schimmer …"
(Octave Mirbeau, Diese verdammte Hand (Dans le ciel), 1892/93)
Ausstellungen
◼ Kaltkögel oder die steinige Heimat, Andechsgalerie, Innsbruck, 2008, mit Maria Peters.
www.maria-peters.at
◼ Kunstlust, mit Elisabeth Melkonyan, Maria Peters, Reinhard Walcher, Wörgl 2009.
◼ Die Stadt und die Berge. Galerie Nothburga, Innsbruck, mit Michael Defner. Gleichnamiger Katalog im Limbus Verlag, Innsbruck 2012. Mit einem Text von Alfred Tamerl.
www.limbusverlag.at
www.galerienothburga.at
◼ Altstadtgalerie Hall, 2014.
◼ Furtschaglhaus, Schlegeisgrund, Zillertaler Alpen, 2015.
◼ Deutscher Alpenverein Berlin, Kletterhalle, 2016.
◼ Europahaus Mayrhofen, 2017.
◼ Galerie Nothburga, Innsbruck, 2018 (mit Johanna Bair).
www.galerienothburga.at
◼ Bilder zum Herunterladen auf Flickr unter: Walter Klier
◼ ältere auch (wenn es noch wahr ist) unter
https://picasaweb.google.com/107305602918385261060/VonDenBergen#6241230585406863458